Text und Grafik: H. Birkenheuer


4.2 Die äußeren Konturen des ersten Feldlagers

Den kompletten Verlauf der Lagerumwehrung des ersten Feldlagers - 1 - in Neuss kann man nachvollziehen, wenn man die Konturen der später errichteten Lager einbezieht. Dass römische Feldlager an einem Standort den jeweiligen Erfordernissen angepasst wurden, zeigt das römische Feldlager in Hüfingen am raetischen Limes, das ständig in einer Richtung vergrößert wurde.
Abb. 5 -Das Feldlager in Hüfingen eine Claudische Gründung ( 41 bis 54 n. Chr. ) * 7





Die fünf Erweiterungsphasen des Feldlagers in Hüfingen sind deutlich erkennbar. Der Zugang zum Lager wurde bei allen Erweiterungen beibehalten. Das läßt darauf schließen, dass während der Erweiterung der innere Teil des Lagers voll funktionstüchtig blieb. Erst nach der Fertigstellung der neuen Lagerumwehrung wurde der ältere Bereich für eine neue Nutzung hergerichtet.
Erkennbar ist auch, dass die ersten Lagerumwehrungen aus einer schnell zu errichtenden Bauweise bestanden, während die beiden letzten, blau und rot gekennzeichneten Bauweisen, auf die Merkmale einer soliden Bauweise hinweisen. Besonders auffallend sind die hölzernen Toranlagen und die hinter dem Wall stehende Türme.

Die Rekonstruktion einer vollständigen Lagerumwehrung des ersten Neusser Feldlagers - 1 - ist möglich, wenn man die Vorgehendsweise beim Bau des Feldlagers in Hüffingen einbezieht. Der süd-westlich erfasste Bereich der Lagergräben - A - in Novaesium und die erfassten Reste der nachfolgenden Feldlagern sind zwar spärlich, reichen aber aus für eine mögliche Rekonstruktion.

Abb. 6 - Grabungsabschnitte der Lager A - B - C - der römischen Feldlager an der Erftmündung





Die archäologisch erfassten Grabungsabschnitte der Lager - B und C - am Rande des Sumpfes, deutet darauf hin, dass hier schon immer eine Lagerumwehrung bestanden hat.
Eine Vervollständigung der Lagerumwehrung - A - bis zum Rande des sumpfigen Meertals, kann so angenommen werden.
Alles spricht dafür, dass die gesicherten Lagerflächen der später errichteten Lager - B - und - C - ähnlich wie im Feldlager Hüfingen nach außen erweitert wurde und die Form des ersten Lagers - A - beibehalten wurde. - Abb. 6 -

Der archäologisch erfasste Verlauf der Lagerumwehrung - A - und die ergänzende Rekonstruktion bis an das Sumpfgebiet ergeben eine mögliche polygone Lagerumwehrung als abgesichertes Arsenal von max. 650 m Länge und einer größten Breite von 280 m.
Diese rekonstruierte Kontur entspricht einer möglichen Vorgabe für die Errichtung eines römischen Feldlagers an einem Flusslauf. Ähnliche römische Feldlager wurden in Beckinghausen und Annreppen an der Lippe gefunden. Diese beiden römischen Feldlagern entstanden anlässlich der Germanenoffensive, etwa 6 v. Chr. unter gleichen Bedingungen in unmittelbarer Nähe der Lippe.


* 7) Claus-Michael Hüssen - Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer-S.61/Abb.47