Text und Grafik: Heinz Birkenheuer
Wände, Giebel, Dachsparren und Sperrwerke

Wandkonstruktionen der Kasernen

Mit der Einführung der Steinbauphase gab es einen Wandel im römischen Kasernenbau. Die über Generationen angewandte Pfostenbauweise wurde abgelöst durch eine Schwellbalken-Konstruktion. Diese neue Bauweise war aufwendig, dafür aber langlebiger.
Zusammengesteckte Fachwerkrahmen wurden lose auf im Boden liegende Steinreihen aufgesetzt. Gezahnte Balken hielten oben die vorgefertigten Rahmen zusammen und dienten gleichzeitig als Auflage für die nachträglich aufgesetzten Dachsparrenrahmen. Innerhalb der Fachwerkrahmen gab es ein Flechtwerk, das nach dem Aufrichten der Wände mit einem Gemisch aus Stroh und Lehm verputzt wurde.




Einzelheiten einer Wandkonstruktion.

Kastell Valkenburg 23*)

Dachsparren der Kasernen
Über die Dachkonstruktionen der römischen Kasernen gibt es nur Vermutungen. Wenn man die Raumtiefen, die Dachneigungen, die Licht- und Frischluftzufuhr in Betracht zieht, ergeben sich unterschiedliche Dachformen. Man kann davon ausgehen, dass ähnlich wie bei den Unterbauten komplette Dachsparrenrahmen verwendet wurden. Leider gibt es bisher keine erhaltenen Fundstücke von hölzernen Sparrenkonstruktionen, somit bleiben die verschiedenen Ausführungen nur Annahmen. 24*).

Einfache Dachsparrenkonstruktion
Ein Beispiel einer Rekonstruktion aus dem Legionslager Inchtuthil von E. Shirley 24*)

Mittelstütze eines Sparrenrahmens mit Obergaden
Grafik: Heinz Birkenheuer

Bei Spannweiten bis 20 römische Fuß - entsprechend 6,0 Meter - kann man davon ausgehen, dass zusammengesteckte Dachsparrenrahmen verwendet wurden. So ein vorgefertigtes Gebälk war schnell aufzurichten.
Es bestand aus zwei aufragenden Dachsparren, an den Fußenden zusammengefaßt - mit einem waagerechten Bindebalken - um das Spreizen der Sparren zu verhindern, und einem senkrechten Pfosten mit zwei angesetzten Stützen in der Mitte, um den Firstdruck und die Durchbiegung der aufrechten Sparren abzufangen.


Schema eines Sparrenrahmens mit Obergaden
Grafik: Heinz Birkenheuer

Die Dachkonstruktionen der Kasernen im Lager Novaesium hatten wahrscheinlich Oberlichter und mussten eine Distanz von 30 römische Fuß überbrücken. Diese Gegebenheit erforderte in der Mitte der Sparrenkonstruktion eine Abstützung auf den unteren Rahmen und einen höher gezogenen Mittelpfosten.

Besondere Dachkonstruktionen der Kommandanturen.

Bei den unterschiedlichen Raumaufteilungen der Infanterie- und Kavallerie - Kommandanturen ergaben sich variantenreiche Dachlandschaften, die Sonderkonstruktionen erforderten. Da im Lager Novaesium immer zwei Kommandanturen mit ihren Längsseiten aneinander stießen, bestand bei einer geringen Bauhöhe keine Möglichkeit, das Oberflächenwasser von der mittleren Trennwand abzuleiten. Das Oberflächenwasser wurde von der mittleren Trennwand in die beiden Lichthöfe geführt. Ein Beispiel aus dem Legionslager Novaesium zeigt an einem Grundriss die Problematik der Wasserabführung.

Grundriss benachbarter Centurien-Kommandanturen
Grafik: Heinz Birkenheuer

Dach- und Firstausführungen

Dächer von Gebäuden mit großen Spannweiten haben traditionsgemäß Walmdächer mit abgeschrägten Enden, um auf die hochgezogenen Giebel zu verzichten. Bei den einfachen Militärbauten gab es jedoch überwiegend Satteldächer mit einem durchgehenden First über die gesamte Gebäudelänge. Durch diese Vorgabe wurden komplizierte Sparrenkonstruktionen und Eckverbindungen bei den Dächern vermieden.


23*) Anne Johnson - Römische Kastelle / S 119
24*) Elizabeth Shirley - Building a Roman Legionary Frotress / Bild 13
25*) Vitruv II - DE ARCHITECTURA LIBRE DECEM