Text, Grafik, Modell und Foto: Heinz Birkenheuer
2. Militär

2. 1 Die Centurien-Kommandanturen

Im Neusser Legionslager gab es 60 annähernd gleich große Centurien-Kommandanturen mit einer durchschnittlichen Größe von 240 qm. Sie waren nach jeweiligen Erfordernissen räumlich unterschiedlich aufgeteilt, befanden sich am Kopfende der Kasernenblöcke und bildeten einen eingeschnürten Ein- und Ausgang, der gut zu kontrollieren war. Sie unterschieden sich von den angrenzenden Kasernenstuben dadurch, dass sie bei einer Raumtiefe von ca. 12 m über einen inneren Lichthof verfügten, der gleichzeitig als interner Versammlungshof genutzt werden konnte. *12)

Centurien-Kommandanturen - Längsschnitt - Draufsicht
Grafik: Heinz Birkenheuer


Eine Kommandantur war aufgeteilt in einen privaten Bereich für den CENTURIO und je eine Stube für den Stellvertreter ( OPTIO ), den Signalträger ( SIGNIFER ), den Hornisten ( CORNICE ) und den Kommandoträger ( TESSERARIUS ). In der Gerätekammer wohnten die zugewiesenen Knechte, und im vorderen Bereich war eine große Amtsstube mit diversen Unterteilungen.



Rekonstruktion einer Infanterie-Kommandantur im Legionslager Novaesium
Modell und Foto: Heinz Birkenheuer

2. 2 Die Kasernen der römischen Infanterie

Die Kasernen der römischen Fußtruppen waren ringförmig um das Lagerzentrum angeordnet, mit den Ausgängen zur Lagerumwehrung, sodass die Legionäre auf kürzestem Wege von ihren Unterkünften zu den ihnen zugeordneten Wehrabschnitt gelangen konnten. Jeweils zwei CENTURIEN als ein MANIPEL lagen auf einer INSOLA.

Insola mit einem Infanterie-Kasernenblock

Aufzeichnung von Constantin Koenen


Modell einer Infanterie-Kaserne
Modell: Heinz Birkenheuer u. L. Kirchmeyer
Foto: H. Birkenheuer
Die Infanteriekasernen waren schmale rechteckige, zusammenhängende Bauten und lagen paarweise gegenüber an einer gemeinsamen Gasse. Die Kasernenblöcke waren so aufgeteilt, dass zirca ein Drittel der Fläche von den Kommandanturen belegt wurden. Von der Lagerstraße her gab es einen eingeschnürten Ein- und Ausgang und das Ende der Kasernengasse war verschlossen, so das der Komplex gut zu kontrollieren war. Hier lagerten 160 Legionäre, jeweils 8 Legionäre - eine CONTUBERNIA - in einem Stubentrakt mit einer zugehörigen Waffenkammer. Die Raumtiefe der Stubentrakte mit Waffenkammer, inklusive der vorgelagerten Kolonnade betrug durchschnittlich 12 Meter. Der eigentlich sehr kleine Schlafraum von rund 20 qm wurde durch abgedeckte Bodengruben und eine eingezogene Galerie optimal genutzt. Für den einzelnen Legionär gab es keinen privaten Bereich. Am Ende der Kasernenblöcke waren die letzten Stubentrakte zu Gemeinschaftslatrinen umfunktioniert* 14). Die kopfseitig liegenden Kommandanturen unterschieden sich äußerlich von den angrenzenden Kasernenstuben, durch andere Dachformen und dass sie keine Kolonnade im Eingangbereich hatten, dafür aber einen Lichthof im Zentrum der Kommandanturenfläche.

Die Kasernen der letzten bzw. der zweiten Steinbauphase waren Fachwerkkonstruktionen auf einer Steinunterlage. Die Wände bestanden aus vorgefertigten Rahmen mit eingezogenem Flechtwerk und einer Füllung aus einem Gemisch von Stroh und Lehm. Die Dächer waren mit gebrannten Ziegeln gedeckt. Der vordere Bereich der Stubentrakte erhielten über die Kolonnade ausreichend Tageslicht von der Lagergasse, während der hintere Schlafbereich benachteiligt war. Die Rückseiten der Kasernen lagen so dicht beieinander das es durch den verbleibende Spalt der beiden Dachtraufen nur begrenzt ausreichend Tageslicht und Frischluft gab. Die Rückseiten der Kasernenstuben waren wahrschlich ohne Fensteröffnungen. Das Problem könnte mit Oberlichter in einer angehobene Dachkonstruktion ausgeglichen worden sein. *13).

Querschnitt durch verschiedene Kasernenstuben

Grafik: Heinz Birkenheuer

* 12) Constantin Koenen - Beschreibung von Novaesium, Bonner Jahrbuch 111-112/ S. 141
* 13) Peter Connolly- The Roman Fort / S. 13
* 14) Constantin Koenen - Beschreibung von Novaesium, Bonner Jahrbuch 111-112 / S. 142