Text: Heinz Birkenheuer

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5. Gemeinschafts-Einrichtungen
Die Versorgungsmagazine
Im Legionslager Novaesium gab es 3 verschieden Magazin-Ausführungen. Es gab ein Stückgutmagazin in der Nähe der Porta Principalis-sinistra. Die Fundamentreste von drei weiteren Schüttgutmagazine wurden in der Nähe der Porta Praetoria gefunden. und ein 5.400 qm großes Vielzweckmagazin lag ebenfalls an der Porta Praetoria. Diese fünf Magazine waren so dimensioniert, dass die eingelagerten Verpflegungsgüter und Stückgüter für 2 Jahre reichten, sollte mal Nachschub ausfallen oder unterbrochen werden. Für die Rohstoffe, Ausrüstungsgegenstände, Waffen und Werkzeuge gab es drei weiteren Magazinen innerhalb der Lagerumwehrung.

5. 1 Die Schüttgutmagazine
Im Lager gab es unterschiedliche Ausführungen von Schüttgutmagazinen, die alle an der rheinseitigen Toranlage der PORTA PRAETORIA lagen. Charakteristisch für römischen Getreidespeicher waren die seitlichen Stützpfeiler zum Auffangen der Schubkräfte. Auf gemauerten Pfeiler bzw. Mauerrahmen, lagen hölzerne Schwebeböden. Die Mauerrahmen hatten bis zu den Schwebeböden Ventilationsschlitze, um die Feuchtigkeit und Temperatur unter dem Getreide niedrig zu halten. Für die obere Belüftung hatten die Schüttgutmagazine seitliche Lüftungsgitter und Obergaden über die gesamte Dachlänge.

Schema eines römischen Schuettgutmagazins.

Grafik von Heinz Birkenheuer


Rekonstruktion des Getreidespeicher Nr. 13 im Legionslager Novaesium

Modell und Foto: Heinz Birkenheuer
Wegen der hochliegenden Schwebeböden überragten die Schüttgutmagazine die ebenerdig gelegenen Gebäude im Lager. Um vor feindlichen Brandgeschossen geschützt zu sein, hatten alle Magazine tiefgezogene Ziegeldächer.

5. 2 Das Stückgutmagazin der Legion

Zwei große zusammengefasste Gebäudekomplexe an der VIA PRINCIPALIS in unmittelbarer Nähe der PORTA PRINCIPALIS SINISTRA deuten auf einen Magazinbau mit der dazugehörigen Verwaltung. Für die angelieferten Rohstoffe und das Stückgut hatte das Magazin eine zweckmäßige Lage. Auffallend für das< Magazingebäude sind die langen Flure mit den vielen Einzelkammern, die sich ausgezeichnet zur sicheren Aufbewahrung von kleinen Ausrüstungsgegenständen, Waffen und wertvollen Rohstoffen eigneten.

Möglicher Querschnitt durch das doppelstöckige Stückgutmagazin im Legionslager Novaesium

Grafik von Heinz Birkenheuer

Die Kammern mit den Fluren waren zur Lagerumwehrung ausgerichtet. Im Mittelgang der drei Kammerreihen hat man keine Pflasterung oder Entwässerungsgräben entdeckt, sodass man davon ausgehen kann, dass es sich um ein Gebäude mit einer basikalen Erhöhung handelte. Durch eine doppelstöckige Bauweise hat man zusätzlichen Lagerraum geschaffen, und das anfallende Regenwasser konnte über die beiden Längsseiten des Magazins kaskadenförmig abgeleitet werden. Die im oberen Stockwerk gelegenen Fenster sorgten für Tageslicht und Entlüftung.



Grundriss des Stückgutmagazins mit zugehörigem Verwaltungstrakt im Legionslager Novaesium

Gezeichnet von Constantin Koenen

Rekonstruktion des Stückgutmagazins mit vorgelagerten Tabernen

Modell und Foto: Heinz Birkenheuer


5. 3 Das Vielzweckmagazin Nr. 21

Das 66 mal 77 Meter große Ringgebäude an der Ecke der Via Praetoria bildete eine Einheit unterschiedlicher Gebäudetypen. Der vordere Teil, einMANSIO - eine Legionsherberge - war einstöckig, während der hintere doppelstöckige Bereich ein HORREUM - ein Vielzweckmagazin - gewesen sein könnte.

Die gefundenen Getreidereste und die großen aus Ton gebrannten Lagergefäße im Grabungsbereich Nr. 22 sind ein Indiz, dass an dieser Stelle ein römisches Magazingebäude gestanden hat


  Grafik: Heinz Birkenheuer

Sparrenrisse des 14 m breiten freitragenden Magazins Nr. 21


Die Rekonstruktion des Ringgebäudes war eine Herausforderung. Um eine Notration für mindestens ein Jahr zu lagern, muss man von einer doppelstöckigen Nutzung ausgehen. Die 14 Meter breite Dachkonstruktion, ohne Mittelabstützung, erforderte eine besondere Sparrenkonstruktion, wobei die beidseitigen Hängegalerien eine hohe Anforderung an die römischen Baumeister stellten.

Das große Vielzweckmagazin Nr. 21 im Neusser Legionslager

Modell und Foto: Heinz Birkenheuer

Grundriss Nr. 21 - Vielzweckmagazin im Neusser Legionslager

gezeichnet von Constantin Koenen
bereinigt von Heinz Birkenheuer

Erst nach mehreren Rekonstruktionsentwürfen einer möglichen Sparrenausführung konnten die gefundenen Fundamentreste logisch zugeordnet werden. Ursprünglich nicht beachtete Fundamentaufzeichnungen führten dann zu einer möglichen Lösung. Im Mittelpunkt der Firstecken muss eine zum Boden stützende Konstruktion bestanden haben, um den ca. 20 Meter breiten Diogonalsparren abzustützen. Fundamentreste deuten an dieser Stelle auf eine Arkadenkonstruktion hin.
Die kleinen Fundamentgründungen lassen auf eine gemischte Bauweise schließen. Das gesamte Gebäude bestand wahrscheinlich aus einer sich selbst tragenden Holzkonstruktion mit einer Ausmauerung im unteren Bereich.
Der Vorteil dieser Magazinkonstruktion bestand darin, dass man in der stützenfreien Halle ungehindert mit zwei Fuhrwerken rangieren und in den Galerien oberhalb große Mengen an Trockenfutter lagern konnte.