5.1 Die Lagerumwehrung

Bei den Ausgrabungen des Neusser Legionslager wurden die überschneidenden Fundamentreste eines 178 mal 165 m umfassenden Kastells mit einem Doppelspitzgraben entdeckt. Obwohl nur Teilbereiche noch vorhanden, waren die Funde so Detailreich dass eine komplette Lagerumwehrung rekonstruiert werden konnte.

Querschnitt durch Lagerumwehrung des Kastell Novaesium

Grafik: H. Birkenheuer
Die aufsteigende 4,15 m hohe Wehrmauer mit einer Breite von 0,9 m bestand vorder- und rückseitig aus gemauerten Schalen mit einem Kern aus gemörtelten Bruchsteinen. Die in Abstänenden von 3,6 m mit der Innenschale verbundenen Stegen stützten die dünne Wehrmauer. Die aufgesetze 0,45 m breite Brustwehr aus gemauerten Sandstein hatte bis zur Oberkante der Zinnen eine Höhe von 1,8 m

Die komplette Höhe der Lagermauer mit 5,95 m entspricht einem kompletten Mauerabschnitt der in seinem vollen Zusammenhang in den vorgelagerten Graben des ALEN-Kastell Wörth (*1)gestürzt war. Das umgestürzte Mauerfragment stammt aus der Zeit als das Neusser ALEN-Kastell errichtet wurde.

Auf den Stegen lagerte ein 2,1 m breiter hölzerner Wehrgang der über acht Turm-und Treppentürmen erreichbar war. Zwischen den Mauerstegen und unterhalb des Wehrgangs gab es vor dem inneren Sicherheitsbereich noch zusätzlichen Stauraum. Für weitere Mauertürme, insbesondere an den Rundungen der Lagermauer, wurden keine Fundamentreste gefunden die auf weitere Treppentürme schließen könnten.


5.2 Die Lagereingänge

Römischen Kavallerie-Einheiten verschanzten sich bei einem Angriff nicht hinter einer gesicherten Lagermauer, sondern suchten eine Entscheidung im offenen Kampf vor den Lagereingängen. Die großen Freiflächen vor den Toranlagen waren für Kampfhandlungen und Ausfälle der Reiter konzepiert. In einer auxiliare Reitereinheit gab es neben den Kavalleristen auch Infanteristen. Die Infanteristen kontrollierten die Lagereingänge und übernahmen die Wache vor dem Fahnenheiligtum und dem Gebäude des Lagerpraefetus. Im Lager Novaesium könnte somit neben den Unterkünften der Kavallerie mit ihren Pferden und Kechten auch seperate Unterkünfte für eine 80 köpfige Infanterie-Einheit gegeben haben.



Die restlichen Fundamente des Reiter Kastell in Novaesium
Grafik: Digitalerfasssung von LVR in Bonn

Der Limes in Novaesium Seite 45

Von den vier Toranlagen konnten nur Fundamentreste erfasst werden. Die Fundamente der Treppentürme deuten auf eine zeitgemäße Bauweise die wiederholt bei kleinen Kastellen entdeckt wurden.

(*1) Anne Johnson; Römische Kastelle S. 85
ala Afrorum veterana